Geschichte von Westernhausen
Daten und Ereignisse von Früher bis Heute
1225: erste urkundliche Erwähnung als Westerenhusen
1225: erste Erwähnung der Kirche St. Martin
1295: das Kloster Schöntal erwirbt nahezu alle Rechte in Westernhausen mit
Ausnahme derer von Kurmainz beanspruchten Zentgerichtsbarkeit
1317: das Patronat von den Herren von Boxberg kommt an die Herren von Hartheim
1358: Zustimmung einer Abtrennung kirchlicherseits mit Sindeldorf
1405: den 25. März verkauft Johann Eisenhut und Alheit Pfälin ux. 1 3/4 M. Wiesen
zu Rüdersdorf an Schöntal.
1406: eine Franziskanerinnenklause wird urkundlich erwähnt
1566: das Kloster Schöntal erwirbt die Patronatsrechte
1614: Muthof,Schleierhof und Büschelhof werden kirchlich dazu gegliedert
1622: liegen Soldaten in Westernhausen
1629: liegen Soldaten vom Regiment Kronberg
1630: wird ein Jüngling von einem Soldaten getötet
1634: sterben an der Pest 113 Personen
1647: wurde das Dorf bis auf 18 Gebäude niedergebrannt von den Franzosen
1655: eine Bettelfrau von einem Soldaten erstochen
1666: Melchior Schildknecht wird von einem Lothringer Reiter erschossen, den Mörder tötet das Volk
1712: große Überschwemmung
1803: fällt Westernhausen an das Königreich Württemberg
1829: Verheerendes Unwetter
1841: Wetterwallfahrten
1842: lebhafte Auswanderungen nach Australien und in die USA
1844: Jagsthochwasser
1845: starke Auswanderungen nach Amerika
1865: Schleimfieber in Westernhausen, 53 Tote
1877: Versuchter Kircheneinbruch
1880: Die Lindenwirtschaft mit Bierbrauerei hörte auf
1906: Tod des Komponisten Franz Georg Belz
1920: Viehseuche
1929: Eiswinter (bis über -30 Grad)
1945: 70 Tote
1946: Aufnahme Heimatvertriebener aus Böhmen, Ungarn und dem Sudetenland
1948: Rückkehr der Glocken
1948: Entwässerungen und Teilflurbereinigung beendet
1949: Schwimmfest an der Jagst
1949: Baubeginn der Siedlung (800 Einwohner)
1950: Kelterbau und Gemeindehausbau
1951: Neues Feuerwehrhaus und Farrenstallaufstockung
1953: Kinderschulneubau, Wohnungsbau Baugebiet Äckerlein
1955: Kanalisation Unterdorf
1956: Erste Wohneinheit im Äulein
1957: Industrieansiedlung in der Scheuerleswiese
1957: Groß-Sportfest mit Fallschirmjägern
1958: Landreform Gereuthwiesen
1959: Westernhausen wächst mit dem neuen Ortsteil Neu-Westernau
1959: Schulhauseinweihnung (900 Einwohner)
1960: Neue Brückenwaage
1961: Turn & Festhalleneinweihung
1961: Erweiterung des Kriegerehrenmals
1962: Neuer Sportplatz
1963: Brückenneubau
1964: Verdolung des Sternbaches (1000 Einwohner)
1964: Baustein für den Kindergarten
1965: Einführung des Gemeindeblattes
1966: erste Landwirtschaftliche Aussiedlung
1967: Sportheimeinweihung
1968: Anbau der Dreiklassen-Kinderschule
1969: Straßennamengebung beendet
1969: Übergabe und kirchliche Weihe eines Löschfahrzeugs für die Feuerwehr
1971: Kanalisation, Ortsdurchfahrt
1971: 1050 Einwohner
1972: Eingemeindung in die Großgemeinde Schöntal
1974: Schließung der Firma Vollmoeller
1975: Freilegung der Ruine Stein, einem Wach- und Grenzturm der Stauferzeit
1978: Straßenfest nacht Abschluss der neuen Ortsdurchfahrt und zugunsten einer Leichenhalle
1990: Industriegebiet Erlenäcker wird erschloßen
2000: Eröffnung von Netto Markendiscounter mit Schlecker Filiale
2000: Errichtung von Windkraftanlagen auf Westernhäuser Gemarkung, die ersten im Hohenlohekreis
2002: Fertigstellung des Haus am Sternbach
2003: Aussenrenovation der Pfarrkirche St.Martinus
2007: Erweiterung des Gewerbegebiets Erlenäcker
2011: Eröffnung des Seniorenheims
2014: Sanierung der Turn&Festhalle
Pfarrer in Westernhausen
1225: Wolprand
1302: Otto
1358: Reinhart von Hartheim
1363: Konrad
1401: Kraft Frey
1463: Friedrich N. wird Pfarrer zu Gerichtstetten
Truschelin von Miltenberg , 20 Jahre lang Pfarrer und zugleich Amorbachischer Schultheiß zu Gerichtstetten vor 1464-79
1479: Georg von Hartheim (heute Hardheim/Odenwald)
1502: Peter Imtäl
1555: Wilh. Bauer
1590-1606: Paul Muthlen
1606-20: Joh. Carpentarius , Sohn des Georg Wagner von Westernhausen
1620: Joh. Walter
1634: Adam Khun
1635-43: Georg Khun, Mich. Schildknecht aus Gerolfingen bei Ingolstadt
1648: Pater Franziscus, Subprior
1649: P. Gottfried Weber
1650: Mart. Konr. Beyer
1651: Joh. Molitor
1666: Joh. Georg Haim von Reichelsheim (Reichelsheim bei Darmstadt)
1679: Joh. Beyer
1681: Wilh. Hohenrein
1682: Amad. Bretzigheimer
1687: Paul Götz
1711: Marian. Wörner
1718: Dom. Emerich
1720: Am. Decker
1728: Angelus Münch (später Abt in Schöntal)
1728: Heinrich Brenner
1738: Wilh. Schäffer
1743: Michael Upilio
1749: Dom. Ebelein
1768: Mor. Weber
1779: Eugen Bamberger
1785-89: Angel. Stahl von Ballenberg
1789-1819: Alberich Katzenberger
1820-1825: Ferd. Dannhauser
1825-1832: Xaver Schöninger
1840-1847: Josef Braisch
1848-1874: Franz Xaver Haßler
1878-1891: Al. Ernst
1892-1911: Hubert Wülk
1916-1944: Josef Möhler aus Marlach
1945-1970: Eugen Rundel vom Bodensee
1973-1982: Eduard Mellenthin
1983-heute: Joseph Vattathara aus Indien
Westernhausen gehörte früher kirchlich zum Bistum Würzburg.
Ab 1821 zur Diozöse Rottenburg-Stuttgart
Ausgestorbene Familiennamen
Bantzer, Bechbringer, Beyberger, Borchhardt, Brocken, Buchs, Böthin, Bothes, Breuner
Dietz, Deusser
Eitelwein, Ehmann
Goltzaffel, Gebert
Hebenstreit, Hespelt, Hapold, Hofherr, Heitböhmer
Kloe, Kratzer, Krieg, Kühlwein, Kempf, Kapp, Krieger, Kuhn, Krausenecker
Lang, Lothes
Miltenberg, Mohr, Münch, Mütsch
Neubolt, Nied, Narr, Noe
Osterstöck, Ott
Prochen
Rachel, Rechberg, Ratz, Riedling, Reuther, Retz, Rüdinger, Rückert, Rüdenauer
Sall, Salomonis, Schenkel, Schildknecht, Silberzahn, Steinmüller, Stierkorb, Seifert, Stahl, Settele, Schwab
Veit
Weckesser, Wengert, Wohlgemut, Wittmann, Wagner, Weber, Wolz
Zirbs
Die ersten Höfe in Westernhausen
Aufgrund wohl mündlicher Überlieferung, die zu seiner Zeit (um 1880) noch lebendig war, macht Pfarrer Ernst recht einzelheitliche Angaben über die ersten Höfe von Westernhausen:
,,Es geht die Sage, Westernhausen solle ursprünglich nur aus 9 Höfen bestanden haben. Von diesen 9 alten Bauernhäusern seien jetzt (1880) drei eingerissen und durch neue ersetzt, nämlich:
1.2. das sogenannte ,,Zähringer Zeughaus". In diesem Hause waren 2 Wohnungen, in der einen, gegen Norden, wohnte der sogenannte ,,Bellerodel" (andere sagen ,,Männerodel" , wieder andere ,,Bauerodel"). Die andere Wohnung nannte man Haus des ,,Postknechts". Dieses Gesamtgebäude ist schräg vom Pfarrhaus gestanden an der Stelle, wo jetzt das von Michael Keppler und Sebastian Karl bewohnte Doppelhaus steht.
3. Das schrägüber vom Schulhaus gestandene Haus, an dessen Stelle jetzt das bewohnte Doppelhaus steht (Doppelhaus= Haus mit zwei Wohnungen,von denen jede einen eigenen Eingang hat).
4. das von Krämer und Bauer Franz Matthäus Schmierer bewohnte Haus, und
5. das von Krämer und Bauer Joseph Peter Stern bewohnte Haus. Diese 2 alten Häuser stehen südlich von dem Wagner Wolzschen neuen Doppelhaus.
6. Ferner das von den Kindern des verstorbenen Johann Martin Rüdinger bewohnte haus.
7. Das von Anton Valentin Schmieg und Sebastian und Michael Ohrenberger bewohnte Haus.
8. Das Haus, welches an dem Platze stand, an welchem jetzt das Haus des Johann Martin Ehmanns Witwe steht. Das eingerissene alte Bauernhaus soll im Dreißigjährigen Krieg, in welchem das Untere Dorf fast ganz niederbrannte, verschont geblieben sein. Zum Schutze gegen Feuersgefahr sei in die Mauer des alten Hauses eine kleine blecherne Büchse mit geweihten Sachen eingemauert gewesen: die Büchse sei auch in eine Wand des jetzt stehenden Hauses wieder eingemauert worden.
9. Das von Joseph Franz Hapold und Johann Michael Knörzers Witwe bewohnte Haus, hinter dem Ochsenwirtshaus gelegen.
Alte Oberamtsbeschreibung (Oberamt Künzelsau)
des Dorfes Westernhausen
Westernhausen, umgeben von einem Wald von Obstbäumen, liegt auf dem linken Jagstufer und zieht sich den Ufern des Baches entlang, der unterhalb des Dorfes in die Jagst mündet, in die Höhe. Die beiden mit der Zeit ausgewaschenen Wände des Bachthälchens bilden einen Schutz nach Ost und West. Das Dorf hat eine lange Hauptstraße, die trefflich gebaut und gut unterhalten ist.
Der Ort ist reichlich versehen mit gutem Wasser, das verschiedene Quellen in und außer dem Dorf liefern, im Dorf der Brunnen bei der Kirche, Rolle, Rohrbrunnen, Lindenbrunnen, außerhalb des Dorfes der Äckerlesbrunnen, Bildbrunnen und Kapellenbrunnen. Im Ganzen sind 4 laufende, 6 Pumpbrunnen und 2 Schöpfbrunnen vorhanden.
Die Kirche hoch oben im Dorf auf einem Bergvorsprung, von dem man einen freundlichen Blick auf das Dorf, das Thal
| und die jenseitigen Höhen mit dem hochgelegenen Heßlingshof genießt, ist 1742/44 vom Kloster Schönthal erbaut. Gemäß der Zeit ihrer Erbauung bietet sie nichts künstlerisch irgendwie Bemerkenswerthes. Sie ist im Zopfstil gehalten; während das Schiff durch die Emporen etwas düster, wirkt der Chor hell und freundlich. Doch ist die ganze Kirche feucht, weil sie zu tief im Boden steckt. Im Chor der Kirche erinnert eine Inschrift an den dort begrabenen Pfarrer Bretzigheimer, † 1702. Sie lautet:
4. 0ct. Domin. 19 p. Pent. anno aetatis 73 vener. et religios. P. Amadeus Bretzigheimer. Miltenburg. Monaster. Schonthal. sacri et exempti ordi. Cisterc. senior et Jubilaeus et Parochus in Westernhausen pie in Domino obiit. Ein sehr abgetretener Grabstein neben dem Marienaltar erinnert an P. Angelus Stahl von Ballenberg, Pfarrer in Westernhausen, † 1789. Ursprünglich war S. Martin Patron der Kirche. 1684 fügte die Gemeinde in einer Zeit großer Sterblichkeit den heil. Sebastian hinzu, dessen Tag sie als hohen Festtag zu feiern gelobte. An der Westseite des Schiffes außen befindet sich der nicht übel gearbeitete Grabstein dreier Pfarrer, die in einem Jahr gestorben, Johann Walter, Adam und Georg Khun mit ihren Bildnissen, darunter steht die Inschrift:
Sunt tres pastores, quos annus sustulit unus,
Joannes, Adam, tertius ipse Georg.
Walteri agnomen primo, Khunumque duobus.
Quos tegit hic tellus, suscipe Sancta Trias.
Nach dem Todtenbuch starb Adam Kuhn den 5. Februar, Joh. Walter den 25. Oktober, Georg Kuhn 20. Nov. Doch scheint dieser nicht gleichzeitige Eintrag nicht richtig, da Walter als der erste genannt ist und schon 1628 Pfarrer war.
Auf dem Thurme hängen 3 Glocken, von denen die größte die Inschrift hat: Anno Dom. 1679 benedicta est haec campana in honorem simul trinitatis ssimae, Jesus, Mariae et Josephi. S. Susannae. Stef. Bruncler et J. Arnolt me fecit. Die mittlere: Anno Dom. 1679 benedicta est haec campana in honorem ssimae Trinitatis S. Mariae S. Martini confessoris patroni hujus ecclesiae, S. Sebastiani. Auf der Seite die Monogramme Stef. Brunclers und Joh. Arnolts.
Die kleine:
In honorem Dei et b. M. Virginis. St. Mateus Marcus Lucas Johannes. Auf Kosten der Gemeind ist diese Glocken von dem Meister Lösch v. Morsbach nach
| Westernhausen gegossen, zur Zeit, wo Valentin Bölz Schultheiß war 1784.
Jenseits der Jagst stand die Antoniuskapelle, von der nur noch ein altes Bild mit der Jahreszahl 1602 erhalten ist. Dieselbe wurde 1868 beim Bau der Straße nach Aschhausen abgebrochen. Die bauliche Unterhaltung der Kirche ist Sache der Kirchengemeinde. Der Gottesacker liegt um die Kirche her und wurde 1839 erweitert. Das Pfarrhaus, wenige Schritte unterhalb der Kirche gelegen, freundlich und sonnig, ist 1609 erbaut. Das alte Pfarrhaus wurde 1608 von Abt Theobald von Schönthal an den Zimmermann Stephan Burkhard von Eßlingen (Heßlingen? Heßlingshof) für 140 fl. verkauft. Die Pfarrscheune ist 1687 neuerbaut. Die Baulast hat der Staat.
Das ansehnliche Schulhaus steht im mittleren Dorf. Es enthält das Rathszimmer, zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schullehrers, neben dem noch ein Lehrgehilfe unterrichtet. Es besteht auch eine Arbeitsschule. Das Schulhaus wurde 1843/44 erbaut und ist Eigenthum der Gemeinde, die es auch unterhält. An öffentlichen Gebäuden besitzt die Gemeinde noch eine kleine Kelter, erbaut 1665, mit einem Baum und 4 Pressen, sowie ein Schafhaus.
Die Kirchenpflege hat ein Vermögen von 12.000 M., das aus Jahrtagsstiftungen erwachsen ist.
Die Einwohner sind kräftig gebaut und gesund. Eigenthümlich ist die öftere Wiederkehr von Epidemien. Nicht nur die Pest im 30jährigen Krieg, die ganz Franken heimsuchte (1634, 35. 36), kostete viele Opfer, sondern auch die Jahre 1684, 1781, 1826 und 1865.
Die Gemeinde Westernhausen hat sich in den letzten Jahren wesentlich gehoben. Seit 1842 sind 150 Personen noch Amerika und Australien ausgewandert, was der Gemeinde zum Besten gereichte.
Zechen bei Taufen und Hochzeit, wie Leichentrünke sind üblich.
Die Vermögensverhältnisse sind annähernd dieselben wie in den benachbarten Thalgemeinden. Jeder findet sein Auskommen, Bettler sind keine vorhanden, wie auch kein Armenhaus. Der vermöglichste Einwohner besitzt ca. 42 Morgen, der Mittelmann 20, die ärmere Klasse 1–10 Morgen. Auf auswärtigen Markungen haben einige Bürger Güter, aber in geringer Ausdehnung, so auf der Markung Winzenhofen, Sindeldorf, Bieringen, Schönthal, Crispenhofen
| Die gewöhnlichen Handwerke sind vertreten, besonders stark Schuhmacher und Maurer, welche auch nach auswärts arbeiten. Es bestehen 3 Schild- und 2 Speisewirthschaften. An der Jagst befindet sich eine Mühle mit 3 Mahlgängen und 1 Gerbgang.
Dem Verkehre dienen die Staatsstraße von Schönthal nach Dörzbach, welche jenseits der Jagst auf geringe Entfernung vom Ort vorüber zieht, die Körperschaftsstraße von Schönthal über Crispenhofen nach Ingelfingen und Künzelsau, von welcher sich die Straße nach Schleierhof-Forchtenberg abzweigt, sowie eine Körperschaftsstraße nach Aschhausen.
Über die Jagst führt eine steinerne Brücke mit 4 Jochen, welche nach der Inschrift 1619 erbaut wurde. Auf derselben steht ein hübscher Joh. v. Nepomuk von Bildhauer Zartmann in Neckarsulm (1868). Von der Jagstbrücke bezieht die Gemeinde Brückengeld, das um 120 M. verpachtet ist. Im Orte befinden sich nach 4 steinerne Brücken über den Ortsbach und über die Bergklinge. Die Unterhaltungslast für sämmtliche Brücken hat die Gemeinde.
Das Klima ist im allgemeinen mild, doch sind Frühlingsfröste und Nebel häufig. Gegen Winde wird der Ort durch die umgebenden Berge und Waldungen geschützt. Hagelschlag ist selten, 1829 kam am 25. Juni ein Hagelwetter von Osten, welches 11/2 Stunden währte, nachdem schon am 24. Juni Hanf, Gartengewächse und Bäume durch Hagel beschädigt waren. Von dem schweren Hagelschlag am 25. Juni wurde auch die Markung Büschelhof, Muthof, Schleierhof getroffen. (Pfarrchr.)
Die Landwirthschaft wird mit Eifer betrieben, ist aber mühsam, da der größere Theil der Markung auf den Höhen zu beiden Seiten der Jagst liegt. Der Boden ist größtentheils schwer und hitzig, nicht tiefgründig genug, während ein großer Theil der Wiesen sumpfig ist. Lehm und Letten mit Steinen vermischt herrschen vor. Um den Feldbau zu erleichtern, hat die Gemeinde in den letzten 18 Jahren 4000 M auf Feldwege verwendet.
Der Wiesenbau ist ausgedehnt, das Futter jedoch zur Hälfte sauer. Gemüse wird nur für den eigenen Bedarf gepflanzt. Der Weinbau ist von geringer Bedeutung.
An Wald besitzt die Gemeinde 106 Hektar 49 Ar vorherrschend Laubwald, welcher 45 Klafter und 1500 Wellen jährlich einträgt. Das Reisach wird als Bürgergabe (10–20 Wellen) vertheilt, das übrige Holz sammt Rinde wird zum
| Besten der Gemeindekasse, die daraus 1200
M. bezieht, verkauft. Doch bekommt jeder Bürger zum Neubau eines Hauses 4600’, zu einer Scheune 2395’ Stammholz. Die Weide wird von Fremden befahren. Sie trägt der Gemeinde 1300
M., die Pferchnutzung 300
M. Die Rindviehzucht ist sehr gepflegt. Fremde Schäfer lassen auf der Markung ca. 220 Schafe, rauhe Bastarde, Sommer und Winter laufen. Die Schweinemästung wird eifrig betrieben.
Alterthümer. In einer Sandgrube in der Au fanden sich neben dem Auweg ca. 11,40 Meter tief Knochentheile eines Elephas primigenius (Mammuth), ein Zahn des nordischen wollhaarigen Rhinoceros tichorhinus. Über die Grabhügel s. allg. Theil. Auf der Flur „Berg“ fand man 13 Schlüssel von alterthümlicher Form unter einem runden Stein versteckt und Hacken, wie zur Ersteigung einer Burg. Von früheren Münzfunden ist nichts mehr vorhanden. Auf der Flur „Leber“ gruben vor 70 Jahren die Schulknaben eine Menge Gewehrkugeln aus, die wohl aus dem 30jährigen Kriege stammen. Im obern Aulein stand ein Weiler, zu dem die Antoniuskapelle gehörte, um welche her ein Gottesacker gewesen zu sein scheint, da beim Straßenbau dort eine Menge Gebeine gefunden wurden. Ein Rest dieses Weilers war die Scheune, welche auf der Scheuerles-Wiese stand. Der Weiler ist ziemlich sicher Ruthardsdorf s. unten. Die Markung berührt die hohe Straße, auch Römerstraße genannt. Dieselbe hat beiderseits wallartige Erhöhungen. An alten Steigen sind zu erwähnen die Metzgersteige, auf welcher die Kocherthaler Metzger verkehrten, nach Crispenhofen, die Bergsteige zur Flur „Berg“ und von da zum Ruhbaum, das Aspensteigle nach dem abgegangenen Ort Aspen bei Forchtenberg, die Knocksteige nach Schleierhof über den Knock, die Östersteige über den Österberg nach Aschhausen, die Kreuzsteige zur Flur Greut.
Im untern Dorf befindet sich ein Rest einer alten Burg, die Bürg genannt, mit der Mauer und einem Thor, das jetzt Kellerthor ist. Auf der Grenze zwischen der Flur Hag und Stein unmittelbar an einer steilen Felswand über der Jagst steht noch ein Gemäuer 6’ hoch und 40’ lang und 30’ breit. Es fanden sich noch steinerne Staffeln. Von der Burg nach der Ruine im Hag oder dem Schloß im Stein, wie das Volk die Ruine nennt, läßt die Sage einen unterirdischen Gang gehen. Die Burg ist ohne Zweifel der Burgstall von W., den die
]
| Grafen von Flügelau 1301 an Schönthal verkauften, s. unten. Wo die Klause gestanden, läßt sich nicht bestimmt nachweisen. Der Sage nach standen oberhalb der Kirche rechts und links in der Klinge zwei Einsiedeleien. Ein Stück des Gemeindewalds am Weg nach Schleierhof heißt der Klausenrain und darunter liegt die Klausenwiese, ein kleines Flürlein rechts vom Weg nach Schleierhof die Haseläcker.
Die Volkssage erzählt, auf der hohen Straße seien die Kreuzfahrer vorübergezogen.
Westernhausen, (die nach Westen gelegenen Häuser im Gegensatz zum Österberg) gehörte ursprünglich zum Besitz der Herren v. Krautheim und kam dann an ihre Erben, die Grafen von Eberstein, und von diesen an die Grafen von Flügelau. Auch die Grafen von Wertheim und die Herren von Düren hatten Lehengüter daselbst. Als Dürensche Lehensleute erscheinen die Herren v. Aschhausen (1291) ebenso die Herren v. Bachenstein besitzberechtigt, als wertheimische die Herren von Adelsheim und Seldeneck im 15. Jahrh. Aschbach, Gesch. der Grafen von Wertheim 1, 376 f. und Regest. 1499. Im Anfang des 14. Jahrhunderts finden sich auch Herren von W., wohl ein Zweig der Herren von Aschhausen. Später haben die Herren von Eicholzheim (1599) und Hochhausen (1308) Güter in W. Von Klöstern hatte Gnadenthal (1252, 1295. 1427) Komburg (1318) und Schönthal (1295) Besitzungen in W. Nach und nach erwarb Schönthal das ganze Dorf mit allen Rechten mit Ausnahme der Cent, Schatzung, Geleit, Zoll, Reise und Folge, welche Mainz gehörten. Die Vogtei stand Schönthal zu, welches auch den großen Zehnten bezog. Von dem abgegangenen Ort Breitenthal erhielt Westernhausen mit Schleierhof nach langem Streit mit Crispenhofen 1751 170 Morgen 1 Viertel 4 Ruthen an Äcker, Wiesen, Wüstung und Waldung mit dem Steinbruch, aus welchem 1622 das Schloß zu Laibach und 1630 die Kirche zu Krautheim erbaut wurde. (Schönth. Jurisdict.Buch.)
Die Mühle gehörte (nach dem Jurisdictionalbuch) früher der Gemeinde, später dem Kloster. Der Müller mußte dem Kloster Hunde halten.
Von dem Klösterlein zu Westernhausen hat sich nur eine Nachricht erhalten. 1406 St. Lucientag gab Guta Raus (in der Urkundenabschrift zu Westernhausen heißt sie Guta Bani)
magistra claustri ordinis tertiae regulae S. Francisci, Mone
| Quellen zur bad. Landesgeschichte 4, S. 157 a mit Rath ihrer Freunde ein Viertel des Zehnten zu Sindeldorf groß und klein, und zu dem Sersloch, eine Hofraithe zu Winzenhofen, die Kunz Müllers war, das Gut, das Fügers war, einen Weingarten zu Crispenhofen, der Herr Hansen Müllers war, an die Pfarrei Winzenhofen, wogegen der dortige Pfarrer allwöchentlich in der Kirche zu Westernhausen eine Messe lesen mußte. Die Pfarrer von Westernhausen und Marlach sollen über die Ausführung wachen. Im Nichtbeachtungsfall sollen die Güter an die Schwestern in der Klause zu Westernhausen fallen. Sig. Götz von Aschhausen und Kunz von Ebersberg. Jetzt ist die Stiftung seit 1828 vertheilt, der Pfarrer von Sindeldorf, welcher den Zehnten zu Sindeldorf bekam, hat 36 Messen, der zu W., welcher den Zehnten auf 2 Äckern bekam, 4, der Pfarrer von Marlach für den Zehnten auf dem Sershof und 4 Äckern 12 Messen zu lesen.
Die Pfarrei war früher von großem Umfang, es gehörte zu ihr Sindeldorf und Diebach und vielleicht in früher Zeit auch Winzenhofen. Das Patronat gehörte den Herren von Hartheim. 1358 wurde die Kapelle zu Sindeldorf durch B. Albrecht von Würzburg unter Zustimmung der Herren v. Hartheim zur Pfarrkirche erhoben und von Westernhausen getrennt. 1566 26. September trat Wolf von Hartheim zu Hartheim und Domeneck dem Kloster Schönthal das Patronat mit allen Gefällen, Rechten, Zehnten u. s. w. ab und erhielt dafür den halben Theil des großen und kleinen Zehnten und Gülten zu Hirschlanden im Bauland. (Urkd. Absch. in der Pf. Reg. in Westernh.) Das Filial Diebach wurde seit 1594 wegen der weiten Entfernung vom Pfarrer zu Sindeldorf pastorirt, ohne förmliche Trennung vom Pfarrverband mit Westernhausen. Diese Maßregel wurde wohl mit veranlaßt durch Mißtrauen gegen den Pfarrer, der später offen zur lutherischen Kirche übertrat und sein Amt aufgab. Er hieß Paul Muthlen.
Über die seit der Gegenreformation eingepfarrten Filiale s. Gem. Muthof.
Von 1682 an ließ Schönthal die Pfarrei durch Klostergeistliche versehen, 1702 11. Juni gab der Bischof seine Sanktion dazu. Die Pfarrer waren bis 1819 Konventualen.
Eine Schule bestand jedenfalls seit 1600 (Kirchenbücher). Durch den Reichsdeputationshauptschluß vom 25. Februar 1803 §. 6. kam Westernhausen mit Schönthal an die Krone
| Württemberg. Die Gerichtsbarkeit fiel mit dem Amt Krautheim den Altgrafen Salm-Reifferscheid zu, gieng aber durch die rheinische Bundesacte v. 12. Juli 1806 auch an Württemberg über. Zur politischen Gemeinde gehörten bis 1835 auch Büschelhof, Muthof, Schleierhof, Eichelshof und Spitzenhof, wurden aber in diesem Jahr zu einer eigenen Schultheißerei Muthof vereinigt