Webseite von Westernhausen im Jagsttal
  Alte Geschichten von Früher
 
Alte Geschichten aus der Vergangenheit Westernhausens



1831 / Ein Auswandererbrief aus Brasilien
Joseph Michael Eitelwein, Schäfer, geboren in Westernhausen, Sohn eines unbemittelten Schusters,wanderte den 14. Oktober 1825 mit seinem Weibe und einem Knaben von 6 Jahren und einem 11 Monate alten Mädchen nach Brasilien aus. Sein ganzes Vermögen,das er mit sich nahm,betrug nicht viel über
60 fl. 
Er reiste in Gesellschaft mit einigen aus Laibach und Unterginsbach. Diese fanden bei ihrer Ankunft in Brasilien,da sie ledig waren, bei Herrschaften als Bediente ihr Unterkommen, und gaben von ihrer Lage nach Verfluß eines Jahres den Ihrigen Nachricht. Von dem Schicksale Eitelweins erfuhren die Seinigen keine Silbe, bis am 15. Januar 1832 nachstehender Brief ihnen darüber zur höchsten Freude aller seiner Bekannten Aufschluß gab.


1825 / Frostschaden 

In diesem Jahr vernichtete ein später Maifrost einen erheblichen Teil des Rebenertrages in Kocher und Jagsttal, so auch in Westernhausen.

1844 / Jagsthochwasser
25.-28. Februar trat Tau- und Regenwetter heftig ein und so, dass durch den Schneegang auf den Gebirgen der Bach zu einen reißenden Strom, die Jagst aber dergestalt heranwuchs, dass sie 2 Tage lang das ganze Tal 3-5 Schuh tief überschwemmte und selbst die Kapelle mit Wasser überzog. Erst am 28. konnte man Westernhausen verlassen, über die Brücke setzen und, nachdem man seit geraumer Zeit wie im Gefängnis eingeschlossen war, durch Spaziergang freie Luft schöpfen.

1844 / 
Geisterspuk,Schatzmagie,Hexenglaube

Um diese Zeit hörte man stark über Geistererscheinungen im neuen Schulhause. Die Sage geht, dass man beim Nachgraben einen Hafen mit Kohlen gefüllt gefunden und in diesem der Geist - dahin beschworen - sich aufgehalten habe. Jetzt hätte er seinen Platz, weil er vertrieben worden,verlassen und zeige sich im unteren Schulzimmer in einem dort brennenden Lichte. Diese Dummheit verbreitete sich so weit in der Umgegend, dass der Pfarrer zur Unterdrückung jenes erfundenen Unsinns in Schule und Kirche die nötige Belehrung und Warnung erteilte.

1844/ Unzuchtklage
Es geht die gegründete Volkssage, daß die Witwe Apollonia Kempf dahier, alt 45 Jahre, in diesem hohen Alter geschwängert sei. Ihre Angabe des Schwängerers erstreckt sich auf einen auswärtigen Handelsmann, soll aber ein Mann von hier sein. Leicht zu glauben, da ein paarmal solche Vergehungen hier sich zeigten. Wie paaren sich doch Aberglaube und Sittenlosigkeit hier, ein Wegweiser für künftige Seelsorger,um der Demoralisation auf die Spur zu kommen und die scheinbare Religiosität nicht so leicht zu glauben.

1844 / Anschläge auf Pfarrers Besitz
Am 14.März brachte man dem Pfarrer, der kaum vorher 2 Enten und einen schönen Zwerghahn eingebüßt hatte, 2 schöne Gänse um, ein Beweis der Verfolgungssucht, die nicht aufhört.

1844/ Konvertit
14.7. An diesem Tag trat Christoph Karl Dietz, Protestant, zur katholischen Kirche über. Sein Entschluß war ein reiner freier, von niemand veranlaßt. Nach erhaltener Staatsgenehmigung, erteilt vom Königlich-Katholischen Kirchenrat, erhielt er vom Pfarrer Braisch den nötigen Unterricht. Aufsehen wurde keines erregt, dessen ungeachtet strömten bis Halb 10 Uhr eine Menge Menschen zusammen, daß sie beinahe die Kirche nicht fassen konnte. Zuerst kam die Wasserweihe, dann die Ablegung des Glaubensbekenntnisses, verbunden mit Gesang, darauf Predigt über Eph. 4, 1-4, sodann Amt, während welchem der Konvertit kommunizierte.

1849/ Liebesgaben-Dank

Bezüglich auf den amtlichen Hilferuf für den jetzt ganz verkrüppelten 8jährigen blutarmen Knaben Johann Joseph Abel sind seither an milden Liebesgaben eingegangen,als: von Hrn. Fahrbach, Pachter in Aschhausen 24 kr. Herrn Pfarrer Beetz 12 kr. Hrn. Rentamtmann Haag 9 kr. Wirth Härtig 6 kr. Sternwirt Andreas Stern in Westernhausen 6 kr. Hrn. Pfarrer Lenz in Marlach 12 kr. Pfarrköchin Agnes Mezger 12 kr. Hrn Schullehrer Geiger 1 kr. und 6 kr. Frau Sonnenwirtin Gramlich, Witwe 12 kr., von Sindeldorf ungenannt 1 fl. Bieringen desgleichen 12 kr. Schöntal ebenso durch Frau M. 18 kr. , Madame v. Racknitz in Laibach 24 kr.
Die tiefbekümmerten Eltern erstatten ihren herzlichsten Dank dafür, und bitten dabei, daß die Geber ihren Trost im Evangelium vom 2. Adventssonntag finden möchten, ohne welche Zusage ja alles vergeblich wäre!


1884 / Zweimalige Baumblüte
16.9. Vor dem Hause des Franz Anton Schirmer steht ein Pflaumenbaum, der dieses Jahr zweimal Früchte trug,nämlich,als die ersten Früchte reif waren fing der Baum an zu blühen und jetzt sind die zweiten reif,dieselben sind aber etwas kleiner als die ersten.

1887 / Magische Erscheinungen
30.8. Mehrere württembergische Blätter tischen ihren Lesern folgende wunderliche Geschichte auf. In Westernhausen ist ein 19jähriges Bauernmädchen, das seit einem Jahr an einer eigentümlichen Krankheit leidet. Während dasselbe gewöhnlich vormittags gesund ist,treten gegen Abend Nervenzuckungen ein,in welchem Zustande es für Gedankenübertragungen sehr empfänglich ist. Auf Fragen in fremden Sprachen soll es die richtigen Antworten in diesen Sprachen geben. In regelmäßigen Zeiträumen verliert es seine Haupthaare gänzlich, die aber wieder durch neue ersetzt werden. Trotz aller, ärtztlicherseits angewendeten Mittel, konnte das Mädchen noch nicht geheilt werden.

1905 / Gerüchte um einen Verschwundenen
20.3. Aus Hüngheim wird dem Bauländer-Boten geschrieben: Bis zur Stunde fehlt über das Verschwinden des Gramling, der vor 10 Tagen bekanntlich nachts von Westernhausen hierher gehen wollte,eine jede Nachricht.Immer mehr gewinnt es den Anschein,daß Gramling einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist.Es verlautet nämlich,Gramling habe ein Mädchen aus Westernhausen heiraten wollen,dabei sei ihm von jungen Leuten abgepaßt und er vielleicht durch einen unbeabsichtigt geführten Hieb erschlagen worden. Man glaubt nicht, daß die Leiche in die Jagst geworfen wurde, sondern neigt sich der Ansicht zu, daß nachdem in der Nähe des Ortes, wo die Gegenstände des Gramling gefunden wurden, ein Kalkofen steht, der seit Januar in Brand ist, die Leiche dort hineingeworfen wurde. Man ist begierig, wie sich noch die Sache herausstellen wird.

Das Dunkel über das Verschwinden des Gramling aus Hüngheim, das so viel Staub aufgewirbelt hat, hat sich endlich gelichtet. Der Seit 3 Wochen Vermißte wurde am Mittwoch Abend zwischen Bieringen und Schöntal aus der Jagst gezogen. Der so berüchtigte, aber unschuldige Kalkofen in Westernhausen, in welchen er hineingeworfen sein sollte, nachdem man ihn gar, wie es hieß, bei lebendigem Leibe geviertelt hatte - o was muß der arme Mensch gelitten haben! hörte man da und dort jammern - , dieser Kalkofen hat also seine Ehre, bloß ein Kalkofen, aber nicht ein Leichenverbrennungsofen zu sein, gerettet. Auf dieser Höhe der Zeit und der Aufklärung steht Westernhausen noch nicht, ein Krematorium zu besitzen; wir lassen uns vorläufig noch im Schoß der Erde begraben. Die von Anfang an von uns gehegte Vermutung, daß er in den Fluten der Jagst sein Grab gefunden, hat sich also bestätigt. Die gerichtliche Untersuchung der Leiche von Seiten des Oberamtsphysikers und Oberamtsgerichts von Künzelsau fand am Donnerstag statt, doch hat sich, Gott Lob, an derselben auch keine Spur eines Verbrechens oder Totschlags gezeigt. Ob der unglückliche Mensch freiwillig oder unfreiwillig den Tod in der Jagst gefunden, wird wohl bis zum jüngsten Tag Geheimnis bleiben. Wir vermuten das erstere, wollen aber die Gründe für unsere Vermutung nicht der Öffentlichkeit übergeben. Trotz unseres christlichen Mitleids mit dem Toten empfinden wir doch die Genugtuung, daß der Berichtserstatter des ,,Bauländer Boten" mit seinen ,,wie man sagt" - ,,man neigt sich der Ansicht zu" - ,,es verlautet" gründlich hereingefallen ist. Westernhausen ist also von dem schauerlichen Verdacht, Todschläger, Leichenverbrenner und andere Verbrecher in seiner Mitte zu haben, gründlich gereinigt. Kein Fremder, der Westernhausen besuchen oder in Zukunft besuchen will, braucht also sich zu fürchten, den Feuertod erleiden zu müssen, höchstens setzt es hie und da eine ordentliche Tracht Prügel ab, aber nur für den, der sie verdient.
Den Berichtserstatter des Bauländer Boten möchten wir nun ersuchen, der an ihrer Ehre stark gekränkten Gemeinde wieder zu derselben zu verhelfen. Wie er das angehen muß, wird er aus dem Katechismusunterricht - s.8. Gebot Gottes - wissen. Jenen aber, die einzelne bestimmte, ganz harmlose Personen von hier bei der Staatsanwaltschaft in Hall als eines Verbrechens verdächtig denunzierten, möchten wir raten, sich in Zukunft in dieser so mörderischen Gemeinde nicht mehr sehen lassen zu wollen, oder wenigstens mit einem Kittel zu kommen, an dem nichts mehr zu verderben ist.


1909 / Wunderbare Rettung eines Kindes
24.März Gestern nachmittag fiel das drei Jahre alte Töchterchen des Joh. Mich. Knörzer junior in die Jagst. Auffallenderweise trieb das Wasser einige hundert Meter das Kind auf dem Rücken schwimmend gegen die Falle oberhalb der Mühle des Ortes, wo der Sohn des Müllers Stern, der mit seinem Gefährte im Mühlhof hielt, um Jauche zu schöpfen, es mit einer Stange vom Tode des ertrinkens rettete.

1912 / Schmähgedichte im Ort
22.12. In Westernhausen wurden an zwei Plätzen des Ortes Gedichte angeschlagen,welche lokale Zustände geißeln und,wie kürzlich in anonymen Briefen,mißliebige Personen und deren Handlungen angreifen. Der Täter ist bekannt.

1915 / Ein Soldatendorf

Von Westernhausen, das 721 Einwohner zählt stehen 124 Mann unter Waffen, 15 sind bereits den Heldentod gestorben. Mit Eisernem Kreuz wurden 6 geschmückt. Ihre Namen sind Unteroffizier Joseph Landwehr, Unteroffizier Alfons Schweikert, Gefr. Karl Settele, Franz Müller, Robert Noe, Norbert Rüdinger. Möge diesen dekorierten jungen Männern das Glück beschieden sein, sich ihrer Auszeichnung auch in Zeiten des Friedens zu erfreuen.

1929 / Eiswinter
Der Winter, der anfangs Januar einsetzte, war grimmig kalt und dauerte ein ganzes Vierteljahr. Die größte Kälte war Mitte Februar, das Thermometer sank bis 30 Grad und darunter. Ein Schauspiel, das alles anlockte war der Eisgang, das Eis mußte mit Dynamit gesprengt werden. Einige Wochen lang waren die Jagstufer mit über meterdicken Eisschollen übersät.

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Quelle:
Schöntaler Heimatbuch - Jürgen Hermann Rausser - 1982

 
   
 
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